top of page
Brautzillaspresse1.jpg

Von Bräuten und anderen Zombies:

“Brautzillas” im Heimathafen Neukölln

Veröffentlicht am 03.06.2019 von Rosalie Rittmann


Im Februar berichteten wir über eine verzwickte Kiste, nämlich die “Beziehungskiste”. Mitte Juni feiert nun ein neues Stück von der “Gutes Wedding, Schlechtes Wedding”-Autorin und Schauspielerin Constanze Behrends (kürzlich auch erfolgreich mit “Jana & Janis” im Schmidtchen Theater Hamburg) im Heimathafen Neukölln Premiere. Behrends schrieb hierzu das Buch und übernimmt eine Rolle der “Brautzillas”, einer in letzter Zeit zunehmenden Erscheinung einer heirats- und paarungswütigen Spezies. Sie verarbeitet eigene (nicht immer ganz so positive) Erfahrungen rund um die Ehe und natürlich das Highlight dieser: die Hochzeit. Unterstützt wird sie dabei von Melanie Haupt, die für die passende Musik sorgt und ebenfalls in Rollen wie die der Brautjungfer schlüpfen wird.

Im Programm zu “Brautzillas” ist bereits eine Definition der immer aggressiver werdenden Art zu lesen: Eine Brautzilla (Mix aus Braut und Godzilla) fordert rosa Schwäne, möchte, dass sich alle Brautjungfern die Haare färben und explodiert, weil ihre Oma einen Tag vor der Hochzeit gestorben ist. Jetzt muss sie die Sitzordnung neu planen! 

(Quelle: Heimathafen Neukölln)

Genauere Beschreibungen und Erlebnisse mit den Brautzillas bieten etwa kuriose Heiratsbräuche, romantische Liebesgeschichten und Anekdoten rund um den Mythos Hochzeit, der Trauzeuginnen Blues oder ausufernde Scheidungspartys. Gleichzeitig wird eine Handlung rund um die beiden Freundinnen Constanze und Melanie erzählt, die eine steht vor der dritten Ehe, die andere wartet eventuell noch auf den Richtigen – falls es diesen gibt.

Für alle, die verheiratet sind, es demnächst vorhaben und natürlich auch für alle Hochzeitshasser! 

 

Termine: 19., 20. und 21.6.2019, jeweils um 19.30

Studio des Heimathafen Neukölln

Karl-Marx-Straße 141
030 56 82 13 33
Karten unter Heimathafen Neukölln online,

per Email an karten@heimathafen-neukoelln.de 

oder an der Theaterkasse

Die Frau ist “exmarzipanisiert”

(PS: kein Schreibfehler) | Theaterpremiere

 

in Kultur/Kunst/Stadtleben/Theater 

030 BERLIN

“Brautzillas” heißt das neue Theaterstück von Constanze Behrends und Melanie Haupt. Die musikalische Comedy-Show karikatiert den Hochzeits-Wahnsinn. Wir haben uns in die Proben geschlichen und den “Brautzillas” über die Schulter geguckt.

Alphaweibchen

„Brautzilla ist eine Wortneuschöpfung, ein Neologismus zusammengesetzt aus Braut und Godzilla. Man hätte Braut auch mit Monster kombinieren können, aber Bronster kam nich so gut.“

Für die Brautzilla ist die Hochzeit ihr wichtigster Tag im Leben. “Sie ist eine tyrannische Perfektionistin. Alles und jeder muss sich ihr unterordnen. Allen voran das Männchen“. Hauptregel: „Mehrere Brautzillas in einem Rudel sind nicht möglich, da würde das Raum-Zeit-Kontinuum implodieren“.

Stehl’ mir nicht die Show!

Das Stück erzählt Anekdoten vom Treiben der Brautzillas. Basierend auf wahren Geschichten. Ein Instagram-Aufruf von Constanze Behrends brachte das nötige Material zusammen. So erfahren wir beispielsweise von fünf Brautjungfern, die sich allesamt auf den Wunsch der Braut die Haare braun zu färben hatten. Damit die Braut bitte die einzige Blondine bleibt. Oder von der Schwester einer Braut, die sich frisch als lesbisch geoutet hat, aber bitte ein “normales Date” – also einen Mann- am Hochzeitstag als Begleitung mitbringen soll. Denn die Show gilt der Braut und nicht ihrer Schwester. Ist doch klar!

Die Frau ist exmarzipanisiert! (Kein Schreibfehler)

Es wird geklagt: “Aber was ich richtig zum Kotzen finde ist, dass suggeriert wird, dass wir Frauen ja unbedingt heiraten wollen. Und das ist bescheuert, pauschal und total rückschrittslos. Denn wir sind exmarzpanisiert!” Denn neben den hunderten Artikeln, die besagen warum Mann nich heiraten will, gibt es zumindest einen warum denn Frau vielleicht nicht wollen könnte. Was ja eigentlich quasi nie der Fall ist, nicht wahr? Eine Parodie auf die Hochzeit. Ein Spiel mit Klischees. Ein gewagter Balanceakt. Und wenn man glaubt es steht kurz vorm Kippen, höhlt sich das Klischee meistens überraschend selbst von innen aus, in dem es ad absurdum geführt wird. Wir hören typische Love-Song wie “Always love you”, in deutscher unromantischer Neuinterpretation. Endlich mal realitätsgetreue Liebeslieder.

Von Wahn und Sinn

Die beiden Schauspielerinnen schlüpfen in 20 verschiedene Rollen. Und hinterfragen den Hochzeits-Wahn und -Sinn. Da haben wir die Braut, die ihre bestellten Schwäne mit Krabben füttern lässt, damit diese in strahlendem Rosa am Hochzeitstag daher watscheln. Und den Bräutigam, der sich vor seiner Brautzilla versteckt. Versus das Paar, das spontan heimlich zu zweit heiratet und vor dem Standesamt eine wildfremde Person anquatscht, ob er/sie mal eben schnell Trauzeuge sein will. Da gibt es Traditionen, wo Bräute mit Kuhscheisse beworfen werden. Und die Frage danach, ob die noch zeitgemäß sind oder gar den Menschenrechten entsprechen?  Und wieso gibt es eigentlich Formulare, die von einem wissen wollen, ob man “verheiratet” oder “geschieden” ist? Warum klingt hier geschieden wie gescheitert? Warum reicht nicht „ledig“ und überhaupt: wen geht das was an?

Im elitären Hochzeitsclub wird ausgeschlossen

Und hinter rosafarbenen Schwänen und Tüll stinkt’s eben doch. Ja, die Ehe  für alle ist mittlerweile rechtmäßig. Richtig fortschrittlich dieses Deutschland! Oder auch nicht. Denn wie die Zuschauer*innen erfahren gilt: „Wenn eine lesbische Mutter ein Kind bekommt, gilt ihre Ehefrau nicht als Mutter bis sie eine aufwendige Stiefkind-Adoption hinter sich gebracht hat. Das ist nicht nur teuer, sondern auch total demütigend.“ Und „Die evangelischen Kirchen – die schmeissen sogar ihre eigenen Leute raus. Hast du von der Pfarrerin gehört, die einen Muslim geheiratet hat?“ Riecht nach Staub aus vergangenen Jahrhunderten.

Frau und ihr Happy End

Und zwischen all den Anekdoten und Musical-Einlagen erfahren die Zuschauer*innen die Geschichte von Melanie und Constanze, die seit Jahren eine lange Freundschaft verbindet. Melanie lehnt das Heiraten ab. Constanze hat schon zwei Ehen hinter sich und gerade ihren dritten Antrag bekommen. Dies versucht sie Melanie schonend beizubringen. Mit mäßigem Erfolg. Melanie ist empört: “Ich fass’ es nicht! Seit eineinhalb Stunden reden wir darüber, wie bescheuert Heiraten ist! Hast du dir denn gar nicht zugehört?” Constanze kontert: JA, aber ich wurde schon als Kind darauf geprägt zu heiraten. Ich hab immer die Traumhochzeit geguckt mit Linda de Mol. Das war meine absolute Lieblingssendung.” Oh girl: and the next Brautzilla is born. Oder? Angucken und sich erfreuen über Wahn und Sinn des Hochzeitsmythos. Lachen garantiert. Ohrwürmer auch!

Fühl’ den Beat. 

 

Brautzillas | Heimathafen Neukölln
Premiere: 19.06.2019/ 20.06.19/ 21.06.19 | 19:30
Karl-Marx-Str. 141
12043 Berlin

Hier geht’s zur Veranstaltung.

Fotos: © Lena Franke​

bottom of page